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Lucien Dénervaud will seinen jungen Spielern den Siegeswillen einprägen

Mit rund zehn Jahren Trainererfahrung im Aktivbereich hat Lucien Dénervaud diesen Sommer eine neue Richtung eingeschlagen. Der Trainer aus dem Greyerzbezirk betreut nun die U16 des Team AFF – ein Wechsel, den er mit Begeisterung und Demut erlebt. Denn für ihn gilt: „Auch an der Seite der Jungen geht mein Lernen weiter.“

Sein Alltag hat sich deutlich verändert. „Er war vorher schon voll, keine Sorge“, lacht er. „Aber jetzt bin ich ab 19 Uhr wieder zu Hause!“ Ein kleines Detail, das viel über den Unterschied zwischen dem Aktiv- und dem Nachwuchsbereich aussagt. Die Trainings beginnen früher, die Wochenenden sind anders organisiert und die Prioritäten verschieben sich. „Die Zeitpläne sind nicht dieselben – das ist das Erste, was einem auffällt, wenn man von den Aktiven zu den Jungen wechselt.“

Doch über die Organisation hinaus verändert sich vor allem die Philosophie des Spiels und der Vermittlung. Dénervaud ist sich dessen sehr bewusst: „Man neigt vielleicht dazu, Trainer in Schubladen zu stecken: Das ist ein Trainer für die Eliten, das einer für die Aktiven. Ich sehe das weniger schwarz-weiss. Jede Erfahrung ist wertvoll – anders, ja, aber immer bereichernd.“

Nach einem Gespräch mit Florian Barras im Frühling zögerte er nicht lange, bevor er sich dem Team AFF anschloss. „Ich habe mich wirklich darauf gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht: Mit motivierten jungen Spielern zu arbeiten, ist unglaublich anregend.“ In seiner neuen Rolle steht nun die Freude am Vermitteln im Vordergrund – nicht mehr der reine Resultatdruck. „Im Elitebereich hast du die Möglichkeit, dein Spielsystem zu entwickeln und es den Spielern beizubringen. Das ist ganz anders als das, was ich bei Bulle oder Monthey erlebt habe. Ich muss mich nicht mehr dem Gegner anpassen, ich schaue mir keine Videos der anderen Teams mehr an. Mich interessiert jetzt nur noch, was wirproduzieren.“

Dieser Satz sagt viel über seine Sicht auf den Beruf: mehr auf Ausbildung ausgerichtet, weniger auf sofortige Leistung. Für Dénervaud bedeutet der Wechsel der Kategorie keineswegs einen Rückschritt. „Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Vom Aktivbereich in die Nachwuchsausbildung zu wechseln, ist keine Regression – im Gegenteil: Es ist eine Gelegenheit, eine andere Seite des Fussballs wiederzuentdecken. Wenn man etwa an Nagelsmann denkt – Bundesliga mit 28, Bayern, dann die deutsche Nationalmannschaft –, würde es auch bei ihm nicht als Rückschritt gelten, wenn er später wieder eine Stufe tiefer arbeitet.“

Der Greyerzer sieht in diesem Übergang eine neue Schule der Geduld und Beobachtung. „Mit Jugendlichen zu arbeiten ist grossartig. Sie sind in einem Alter, in dem sie alles sehr schnell aufnehmen. Du korrigierst sie – und im nächsten Moment machen sie die Bewegung oder Positionierung schon richtig. Bei den Aktiven ist das viel schwieriger.“ Diese Reaktionsfähigkeit habe ihm, sagt er, „den Geschmack für Details zurückgegeben“. Die Anspruchshaltung bleibt dieselbe, aber die Beziehung ist anders: pädagogischer, formender.

Natürlich ist nicht alles perfekt. Lucien Dénervaud entdeckt auch die kleinen Eigenheiten einer hypervernetzten Generation. „Ich war zum Beispiel überrascht, als wir das erste Auswärtsspiel hatten: Alle starrten die ganze Fahrt über auf ihr Handy! Wie soll man da konzentriert auf das Spiel sein? Wir mussten Grenzen setzen und Lösungen finden.“ Die Anekdote bringt ihn zum Schmunzeln.

Mit der gleichen Strenge und Leidenschaft, die ihn früher in Bulle oder Monthey ausgezeichnet hat, taucht Dénervaud Monat für Monat tiefer in dieses neue Umfeld ein. Er spricht über seine jungen Spieler mit Wohlwollen, über seine Rolle mit Klarheit. Seine Ambition bleibt unverändert: den Siegeswillen, aber auch Respekt, Disziplin und Spielfreude zu vermitteln.

 

„Die Jungen lehren mich genauso viel, wie ich ihnen lehre“, sagt er mit einem Lächeln, bevor er wieder auf den Platz geht. Mit 39 Jahren hat der Trainer aus dem Greyerzbezirk einen neuen Ort der Erfüllung gefunden – einen, an dem der Sieg nicht nur auf der Anzeigetafel zählt, sondern in den Augen jener, die gerade lernen, den Fussball zu lieben.

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