Robin Golliard – der ungewöhnliche Werdegang eines sympathischen Fussballers
Am 20. Juni 2025 gab es erfreuliche Nachrichten für die kleine Welt des Freiburger Fussballs: Durch die Pressemitteilung von Yverdon-Sport wurde der sportliche und berufliche Erfolg eines ihrer eigenen sichtbar. Der aus Vuadens stammende Robin Golliard unterzeichnete seinen ersten Profivertrag. Nur wenige Wochen später unterschrieb auch sein Bruder Théo einen neuen Vertrag – bei Winterthur. Anlass für eine Champagnerfeier im Familienhaus? „Nein, nein, keine besondere Feier“, sagt der 26-Jährige. „Ich war sehr glücklich über die Vertragsunterschrift, aber alles ging sehr schnell. Wir mussten die Umzüge organisieren und meine neue Lebenssituation vorbereiten… und ehrlich gesagt wollte ich es auch nicht feiern.“
Die Fussballfans der Region wissen es längst: Robin Golliard, ein sympathischer und talentierter Junge, war nie der Beste seiner Generation – aber auch nie der Schlechteste. Im Gegenteil. Sein ungewöhnlicher Werdegang macht gerade den Reiz seines heutigen Erfolgs aus, fernab klassischer Nachwuchswege. „Es ist ein eher untypischer Weg. Ich habe im Aktivfussball Erfahrung gesammelt, also zwischen Amateur- und Profibereich. Danach habe ich Schritt für Schritt Fortschritte gemacht, ohne mich gross auf höhere Ligen zu fokussieren“, erzählt Golliard.
Ein kurzer Rückblick auf den Werdegang des ehemaligen Team-AFF-Talents, das viele Jahre im Nachwuchszentrum der Young Boys Bern verbrachte – jedoch nie den Sprung in die erste Mannschaft schaffte. Anfang 2019 wurde der Freiburger Stürmer bei YB aussortiert und schloss sich dem FC Bulle an, damals in der 1. Liga – der vierten Spielklasse der Schweiz. „Es war schwierig, an ein Ziel als Profifussballer zu glauben, weil ich gar nicht genau wusste, was das bedeutete. Ich kam zu einer Aktivmannschaft, spielte jedes Wochenende gegen gestandene Männer – das war schon eine grosse Umstellung. Ich musste erst verstehen, was da passiert: Eine Woche spielst du in der Youth League gegen Manchester United, und die nächste Woche trittst du mit dem FC Bulle gegen Lancy an. Das war nicht einfach zu verarbeiten“, gesteht er.
Zurück in der Heimat tauschte er den Berner Kunstrasen gegen den holprigen Rasen von Bouleyres – ein passender Ort für den Greyerzer, der, ohne es zu wissen, begann, Eindrücke und vor allem Tore zu hinterlassen – unter der Leitung von Lucien Dénervaud.
Die Eingewöhnung in den neuen Farben verlief ruhig. Die Pandemie bremste zunächst seine Entwicklung, doch in der Saison 2020/2021 explodierte sein Potenzial: 25 Spiele, 16 Tore und am Ende der Aufstieg. Ein Jahr später folgte die nächste Stufe: Promotion League – 33 Spiele, 15 Tore. Golliard etablierte sich mühelos in der höheren Liga und spielte eine Schlüsselrolle beim Klassenerhalt seines Vereins. „Ich habe nie etwas Bestimmtes angestrebt“, sagt er rückblickend. „Ich dachte mir nur: Wenn ich weiter trainiere, arbeite und Leistung bringe, dann wird sich das Weitere ergeben. Ich konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt, ohne zu weit vorauszudenken.“
Doch der Süden des Kantons reichte dem ehrgeizigen Stürmer bald nicht mehr. Veränderungen im Klub trugen ebenfalls zu seiner Entscheidung bei, neue Wege zu gehen. Und sein Talent, das geschliffen werden musste, rief bald das Interesse anderer hervor. Klopf, klopf: Ein Berner Verein mit gutem Ruf in der Liga meldete sich – nicht YB, sondern Breitenrain, wo der Freiburger erneut seine Spuren hinterliess – diesmal im alternativen Quartier der Hauptstadt, bekannt für seine entspannte Atmosphäre und seinen Gemeinschaftsgeist.
Nach einer überzeugenden ersten Saison beim FC Breitenrain bestätigte der Stürmer mit dem schwarzen Stirnband seine Leistung eindrücklich: In seiner zweiten Saison erzielte er 26 Tore in 33 Spielen – ein Treffer alle 108 Minuten. Diese Quote liess gleich mehrere Challenge-League-Klubs aufhorchen. Und tatsächlich: Die Zukunft des 26-Jährigen wurde grün und weiss – Yverdon-Sport verpflichtete ihn in die zweite Schweizer Liga.
„Manchmal spreche ich darüber und denke: Es ist verrückt – vor 4 oder 5 Jahren habe ich in Bouleyres vor 200 Leuten gespielt, und heute laufe ich vor 6000 Zuschauern auf“, sagt der Freiburger. „Man hat keine Zeit, darüber nachzudenken – alles geht schnell. Ich bin in einer Waschmaschine gelandet: Training – Erholung – Training – alles geht Schlag auf Schlag.“
Von den Unebenheiten in Bouleyres bis zu den Tribünen in Yverdon erzählt der Weg von Robin Golliard die Geschichte eines gewöhnlichen Spielers, der Ungewöhnliches erreicht hat – durch Ausdauer, Bodenständigkeit und Leidenschaft. Das ehemalige Talent des Team AFF beweist, dass Erfolg viele Wege kennt.




